Bitte versetzt euch kurz in folgendes Szenario: Du bist fixiert in einem „Haltestuhl“, dein Schädel ist offen, Weißkittel hantieren mit Werkzeugen an deinem Kopf, du hast fürchterliche Schmerzen und Todesangst, du schreist und bettelst um Gnade. Doch niemand kann dich hören außer denjenigen, die dir das alles absichtlich antun. Erinnert euch das an „Saw 1 – 3“? Was wie eine Szene aus einem Horrorfilm wirkt, ist für rund drei Millionen Versuchstiere jährlich allein in Deutschland (Quelle: Deutsches Zentrum zum Schutz von Versuchstieren) grausamer Alltag. Das tägliche Martyrium ist ihr Leben!

 

2022 wurden über 1,8 Millionen Mäuse, knapp 250.000 Fische, über 150.000 Ratten, über 65.000 Kaninchen, genau 2.877 Hunde, 538 Katzen und sogar 2.267 Primaten für die Forschung „verbraucht“.

 

Der heutige Aktionstag zur Abschaffung von Tierversuchen stimmt uns traurig und wütend. Denn schon seit Jahrzehnten kämpfen wir TierschützerInnen für die wehrlosen Geschöpfe, die in deutschen Laboren leiden, in teils unermesslich brutalen Versuchen. Das alles geschieht unter dem Deckmantel der Forschung und soll angeblich für den medizinischen Fortschritt notwendig sein. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

 

Längst ist bekannt, dass potentielle Ergebnisse aus Tierversuchen gar nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar sind. Der Mensch ist nun mal keine 70-Kilogramm-Maus: Aufbau, Funktionsweise, Zusammenspiel menschlicher Organe und Gewebe sind ganz anders.

 

Selbst wenn die Medizin von heute auf morgen nicht komplett auf Tierversuche verzichten kann, bleibt es unverständlich, warum weiter in die veraltete, ineffiziente und vor allem grausame Methodik investiert wird, statt in die bereits existenten, fortschrittlichen Alternativen zum Tierversuch. Ansätze wie die Forschung an Zellkulturen, Organkulturen oder Computersimulationen könnten mit entsprechender finanzieller Förderung viel weiter ausgebaut und schneller vorangetrieben werden.

 

Hier besteht längst überfälliger politischer Handlungsbedarf! Doch im Entwurf zum neuen Tierschutzgesetz bleibt im Abschnitt zu Tierversuchen quasi alles beim Alten. Die bisher gültigen Regelungen verhindern, dass Behörden eigenständig und unabhängig von den Angaben des antragstellenden Wissenschaftlers prüfen können, ob ein geplanter Tierversuch wirklich unerlässlich und ethisch vertretbar ist. Hier reicht doch tatsächlich die Einschätzung des Antragstellers selbst, so dass der Versuch genehmigt werden muss!

 

Die Bundesregierung muss den Entwurf zur Tierschutzgesetz-Novelle dringend nachbessern und die Regelung so überarbeiten, dass sie auch EU-Richtlinien erfüllt. Schwerbelastende Tierversuche sowie Versuche an Primaten sollten strikt verboten werden. Zudem braucht es endlich einen tragfähigen Ausstiegsplan! Darüber hinaus fordern wir eine intensivere Förderung tierversuchsfreier Verfahren. Auch ein Studium ohne Tierleid muss möglich sein. Getreu dem Motto „Forschung ja. Tierversuche nein!“

 

Hier findet ihr weitere Infos zum Thema: Tierversuche - Deutscher Tierschutzbund e.V. und hier: Tierversuche reduzieren und Alternativmethoden stärken - Deutscher Tierschutzbund e.V. (jetzt-mehr-tierschutz.de)

Alle Neuigkeiten
.